Wenn man die Aussagen über die Kriegsführung in den Standardwerken, wie sie auch heute noch gerne in Seminaren für das mittlere Management zitiert werden1, zusammenfasst, ergeben sich folgende überraschende Erkenntnisse:
Der aufmerksame Rezipient stellt fest dass es im Krieg besonders angeraten sei, den Gegner zu überraschen. Da aber dieser voraussichtlich nicht
nur eben damit rechnet, sondern ebenfalls wahrscheinlich ein Gleiches plant, ist es verwunderlich, dass Befehlshaber in Schlachtengemälden stets
einen sehr gefestigten, und keinesfalls einen erstaunten, oder einen hämischen Eindruck machen. Das eigentliche Mittel der Wahl dem Gegner eine
schöne Überraschung zu bereiten ist der gekonnte Einsatz der verschiedenen Truppenteile2.
Dieses Vorgehen wird durch den Fachbegriff Taktik bezeichnet. Aus dem geplanten Zusammenwirken der Truppenteile ergibt sich die
Strategie3. Eine beispielhafte
Periode4 für den
nachvollziehbaren5 Einsatz der Glieder der Armee ist der amerikanische Bürgerkrieg,
verschämt Sezessionskrieg genannt.
Zum Verständnis des Wie und Warum der Taktik des Sezessionskrieges steht zunächst einmal eine Betrachtung der Grundlagen für die amerikanische
Kriegsführung überhaupt an. Nur wer die Vergangenheit kennt, kann nämlich auch in Zukunft schöne Kriege führen, und, soweit es uns angeht,
das Ausmaß der Überraschungen auf beiden Seiten in dem Konflikt zwischen 1860 und 1866 verstehen.
Der innerterritoriale bewaffnete Konflikt, der sich von 1860 bis 1866 auf amerikanischen Boden abspielte war in erster Linie ein weitergeführter
politischer Konflikt. Es liegt eine besondere Dramatik in der Tatsache, das es sich bei den Vereinigten Staaten von Amerika um die älteste Demokratie
überhaupt handelt. Wie kann es angehen, das eine Republik unter demokratischer Regierung, also ein aus der Vernunft geborenes Konzept, alle zwanzig
Jahre zu den Waffen greift, und dann, als keine Gegner mehr vorhanden sind, damit beginnt auf sich selbst einzuprügeln?
Noch 1850 formulierte Abraham Lincoln: Ein jedes Volk, wo auch immer, hat das Recht die bestehende Regierung abzuschütteln, um eine neue zu bilden,
die ihm besser geeignet scheint6. Etwa zur selben Zeit feierte Jefferson
Davies, später Präsident der Konföderierten Staaten von Amerika7, sein
Zehnjähriges als Absolvent der Militärakademie Westpoint. Es war damals üblich, dass die Söhne der Plantagenbesitzer vor Übernahme der väterlichen Güter
erst einmal eine militärische Ausbildung erhielten.
Insofern, als das es im Norden weniger Farmen, und mehr Fabriken gab, war dort eine buchhalterische Ausbildung mehr gefragt. Durch diesen kulturellen
Unterschied verfügte die Armee der Nordstaaten über die besseren Verwaltungstalente8.
Die Annahme, dass der Süden nun ja wohl die besseren Offiziere hätte haben müssen, ist ein Trugschluss. Wenn der geneigte Leser dies nun nicht angenommen hätte,
möge er die folgenden Zeilen überspringen, für alle anderen folgt ein kleiner Abriss der amerikanischen
Militärkurzgeschichte9.
Zunächst einmal hatten sich die Amerikaner, als sie noch Briten waren, lange erfolgreich gegen die Einwohner des Landes durchgesetzt. Als diese dann genügend Land zurückgelassen hatten, teilte man selbiges fair10 unter sich auf, und freute sich des Lebens, bis der König von England auf die Idee kam eine Stempelsteuer einzuführen. Dass es zu den seit ewigen Zeiten verbrieften Menschenrechten gehört frei und ungezwungen zu stempeln, sah schnell jeder Hinterwäldler11 ein. Als nun auch noch eine Steuer auf die Einfuhr von Tee erhoben wurde, entzündete sich sichtbar die Flamme des Freiheitsstrebens. Nun ist ja Tee nichts weiter als geschmacksverstärktes Wasser ohne dessen Genuss man nicht gleich stirbt, den britischen Kolonialisten war er jedoch Grund genug einmal mehr den eigenen König zu triezen12. Der allgemeine Aufstand mag zwar in der Rückschau wie ein geschlossenes Gewolltes wirken, betraf jedoch die sehr verstreut wohnenden Kolonialisten nicht so sehr, wie beispielsweise die bei England verschuldeten Kolonialwarenhändler. Man vertraute sich der Führung eines ehemaligen Offiziers der Bürgermiliz13 an, der den paar britischen Regimentern, die sich auf freiem Gelände stellten, mittels einer ausgefeilten Guerilla - Taktik14 so lange auswich, bis diese sich vor Hunger, Munitionsmangel und allgemeiner Unlust15 ergaben16. Als diese Auseinandersetzung beendet wurde hatte man nicht nur politisch erreicht, dass man nun Amerikaner war, man übernahm auch die besten Eigenheiten der kontinentalen Armeen für die eigene: Friederizianischen Drill, französische Chuzpe und den britischen Sinn für Paraden und Prachtentfaltung17.
Beeindruckt und dankbar ernannten die frischgebackenen Amerikaner ihren Oberbefehlshaber Washington gleich zum Chef. Seither gilt eine militärische Karriere als Vorraussetzung für dieses Amt. Eine weitere Bedingung scheint es zu sein, den Beruf des Anwalts ausgeübt zu haben. Letzteres erreicht man durch Studium und einige Prüfungen18, Ersteres durch Praxis und Alter. Nun hatte das junge Land also eine Armee, und eine ungeschlagene dazu. Es zeichnete sich zwar kurz so was wie eine Herausforderung ab, aber die konnte der neue Präsident Jefferson schnell19 mit Geld20 bereinigen21. Der war ja auch nur Anwalt22. Als auf dem europäischen Kontinent Ruhe eingekehrt war, nutzte England die Gelegenheit, seine motivierten und gut im Training stehenden Truppen für einen Angriff auf die nun zauberhaft vergrößerten ehemaligen Kolonien. Die amerikanische Armee entschloss sich prompt und völlig überraschend für eine Invasion Kanadas. Tatsächlich standen die britischen Truppen auch völlig fassungslos vor der schutzlosen Hauptstadt; denn man war ganz konventionell den Potomac hinaufgefahren. Während die logischerweise weiterhin ungeschlagene amerikanische Armee nun auf der Suche nach britischen Forts durch die Wälder tappte, brannte das von den Briten eingenommene Washington nieder. Bedauerlicherweise überzeugten die europäischen Nationen auf dem Wiener Kongress den britischen König, dass es nun genug des Tötens sei, und alle bitte endlich friedlich sein wollten. So zogen die Rotröcke wieder ab, und die im Eilmarsch zum hauptstädtischen Kohlehaufen zurückbeorderte amerikanische Armee fand auch hier keinen Gegner mehr vor. Aus Begeisterung für die gelungene Überraschung ernannte man sich gleich wechselseitig zum General. Als Fazit vergrößerte man erst einmal den Wehretat23.
Im Süden des schwindelfreinen neuen Staatenbundes24 lag die ehemalige spanische Kolonie Mexiko. Da es noch keinen Goldrausch gab, zog dieses Gebiet allerlei Leute an, die sich auf der Suche nach Land und möglichst wenig Staat auf dem Gebiet des heutigen Texas ansiedelten. Diese Texaner25 trugen natürlich auch ihre Idee von Unabhängigkeit mit sich, und beschlossen nun, in guter Tradition, erst mal mit den Bewohnern aufzuräumen26. Da hatte man sich ja an einen qualifizierten Gegner ausgesucht. Nicht einmal das original spanische Militär war zu der Zeit sonderlich angesehen27, schon gar nicht der Abklatsch derselben in Mexiko. Die Texaner bildeten schnell eine Armee28, und überlegten sich eine Strategie, die sich auf überraschende Weise von ihrem bisherigen Vorgehen unterschied. Man besetzte Forts. Tjaha ! Bisher hatte man die Erfahrung gemacht, dass so was uneinnehmbar ist29, und mehr als da zu bleiben30 wo man war31, musste man ja nicht erreichen. Die mexikanische Armee war zu dieser Zeit von der Qualität ihrer Führung und der Motivation ihrer Soldaten etwa mit einer Polizeimiliz zu vergleichen. Mehr als ab und zu ein paar Indianer herumzuschubsen hatte man ja weder gelernt, noch zu tun32. Grundsätzlich für die taktischen Erwägungen des Befehlshabers Santa Anna war die Feuerkraft der spanischen Geschütze, die schon ganz prima gegen die Inkas, Tol- sowie Azteken33 geholfen hatten sowie die schnellen Pferde der mexikanischen Gauchos. Leider konnten die Geschütze nicht so schnell herangekarrt werden, wie die ziehenden Soldaten die Lust verloren. Die mexikanischen Reiter kamen immer zuerst auf dem Schauplatz an. Nun helfen ja keine noch so gut gerittenen Pferde gegen Forts, das sieht zwar dramatisch aus, klappt aber einfach nicht. Bei der Schlacht von Alamo verloren die Mexikaner 500 Reiter, die von den etwa 200 Verteidigern von ihren Pferden heruntergeschossen wurden, als sie beständig ums Fort herumgaloppierten. Erst als die Kanonen eintrafen, konnten die Texaner überrascht werden. Der taktische Einsatz einer zweihundert Köpfe zählenden Partisanentruppe zur Besetzung eines Forts, welches ja ein Mittel zur Befriedung eines Gebietes ist, reicht in Amerika allemal für Lieder und Gedichte. Anstatt dass man sich mit ständigem „Ohjeojee!“ auf die Stirn klopft, ist die amerikanische Armee stolz auf so was. Man hat ja auf diese Weise, mit dieser Einstellung, auch viel mehr worüber man sich freuen kann.
Den Krieg mit Mexiko hat die amerikanische Armee zwar eher ausgehalten, und nicht gewonnen, aber als Fazit wurde nun der Staat Texas von den Nationen der Welt
anerkannt, und schon neun Jahre später in die Vereinigten Staaten aufgenommen. Zur Vorbereitung der Bewertung typisch amerikanischer Taktik haben wir nun alle
Grundlagen zusammen. Die Erfolge einer Armee, die besonders gut im Ausweichen ist, während der Führung immer wieder etwas Neues einfällt, erklären sich fast von selbst.
Die Auseinandersetzungen mit den Briten34 brachte für die Amerikaner wichtige
prägende militärische Einflüsse mit sich. Man hat gesehen, dass eine entschlossene Miliz im eigenen Land gegen jede mächtige Invasionsarmee bestehen
kann35. Die Auseinandersetzung mit Mexiko wiederum hat dem amerikanische
Militär nicht nur eine Anzahl an Generälen, sondern auch die Überzeugung gegeben, das es immer besser ist heldenhaft auszuharren, auch wenn man im Unrecht ist. Zweitens
wurde, vor allem durch Alamo klar, dass man gerne auch mal Leuten, die später als Helden herhalten können, ein Kommando übergeben sollte. Vielleicht überleben die dann ja
sogar36. Zum Dritten wurde durch dieses Unternehmen ein Verständnis der
Notwendigkeit klar voneinander abgesetzter Truppenteile geprägt. Nicht alle müssen immer gleichzeitig voranstürmen, man kann auch mal abwarten. Außer man hat ein Pferd,
natürlich.
Wir haben auch erkannt, das es sich bei den strategischen Erwägungen immer um ein Zusammenspiel zwischen Militär und Politik handelt.
Bisher wurde noch nicht dargestellt, woher die Überlegung „Masse = Klasse”, die bei militärischen Unternehmungen der Amerikaner eine so große Rolle spielt, stammt. Völlig
ausgespart wurden bisher nämlich die sogenannten Indianerkriege. Da man sich aber in diesen Auseinadersetzungen hauptsächlich auf die Brennbarkeit von Tipis und die
Wirksamkeit von Feuerwasser verlassen hat, gehen aus diesen auch keine Einsichten zur Taktik hervor. Sehr wohl aber einige
Generäle37.
Der Krieg bringt das Schlechteste im Menschen nicht nur zum Vorschein, er fördert es auch noch. Es ist unvorstellbar welches Elend die Rekruten einer Truppe prägt, die sich aus der Teilung einer Armee ergibt, welche gezwungen ist, gegen die Angehörigen ihrer eigenen Nationalität zu marschieren. Besonders Übelkeit erregend ist es sich klarzumachen, dass in diesem Krieg die schwärmerischste Gattung Mensch überhaupt38 vermittels einer bisher beispiellosen Propaganda dazu motiviert wurde, einen Ungeist zu entwickeln, an dem sich die Vereinigten Staaten von Amerika noch heute abarbeiten. Es ist eigentlich müßig, darüber zu diskutieren, worum es im Sezessionskrieg wirklich ging. Auch der offensichtliche Grund, die Befreiung der Schwarzen39, ging nur die allerwenigsten etwas an. Kaum ein bewaffneter Konflikt in der Weltgeschichte hatte mit ähnlichen Motivationsproblemen zu kämpfen, wie der amerikanische Bürgerkrieg.
Dieser Truppenteil stellte vier Fünftel der Gesamtarmee. In den bisherigen Konflikten auf amerikanischen Boden hatte es sich zwar gezeigt, dass die
ungeschlagene Armee den eigentlichen Vorteil aus der Bewegung zieht, aber schließlich sind Infanteristen billiger auszurüsten als jeder andere Truppenteil. Als
Lehrmeister für die Taktik der Infanterie wählte man zielsicher die Franzosen. Schon 1835 wurde ein Handbuch41
für Infanterietaktik42 maßgeblich für die Ausbildung in Westpoint. Bei der Einübung der taktischen Anweisungen,
die für eine relativ motivierte Armee, der Kontinentalkriege43 verfasst worden waren, kam es bei den
amerikanischen Truppen zu lustigen Effekten. Zunächst einmal wurden die Soldaten dazu angehalten sich daran zu gewöhnen ihre Waffe dreimal in der Minute
nachzuladen. Dies ist eine besonders gnädige Anordnung, wenn man bedenkt, dass sie für Soldaten des ausgehenden 18. Jahrhunderts verfasst worden ist, die
noch mit Pulverpfannen und Vorderladern hantieren mussten. Es war genau festgelegt, wie ein Gewehr einheitlich zu handhaben ist, und wie die Truppe zu stehen
und zu gehen hat44. Die modernen Gewehre schossen bereits auf 400 m
zielsicher45, daraus ergibt sich eine Distanz der doppelten Bewegungsreichweite eines Mannes. Der Infanterie
war von ihren französischen Lehrmeistern eine bestimmte statische Aufstellung46 anempfohlen. Die
Freiwilligenarmeen beider Seiten wählten sich zunächst ihre Offiziere selbst. Diese wiederum hatten sich dann die taktischen Vorgaben einzuprägen, scheiterten
aber in der Vermittlung ihrer Befehle recht schnell, als sich herausstellte, das weder sie, noch ihre Männer die französischen Befehle so richtig verstanden.
Basisdemokratie und Verständigungsprobleme brachten es mit sich, das die Soldaten schnell eigene Taktiken entwickelten, die sich an den Geländegegebenheiten
orientierten. Linien und Glieder brachen auf diese Weise auf, und verteilten sich auf dem Schlachtfeld. So kam es zur Entwicklung der Hornsignale.
Die Taktik der Bewegung im Playmobil Floortop folgt völlig der persönlichen Überzeugung des Befehlshabers, unter Einbeziehung der allgemeinen Stimmung.
Statistisch gesehen riskiert ein Infanterist beim Vorgehen gegen einen, mit einem Gewehr ausgerüsteten Gegner drei Treffer. Da allerdings erstens nicht so gut
geschossen wurde, und zweitens das einen Infanterieangriff sehr unattraktiv macht, simulieren wir ein schlechteres Verhältnis.
Die einzelnen Staaten hatten für die Ausrüstung ihrer Soldaten zu sorgen. Es wird von daher nicht verwundern, das eine Vielzahl von Modellen bei der Infanterie
zum Einsatz kamen. Statistisch gesehen schossen die Konföderierten besser47 als ihre Gegner, da sie
größtenteils ihre eigenen Waffen mitbringen mussten48. Die Annahme, dass das nun an einer fundierten
Ausbildung als Westmann oder Kaninchenjäger gelegen haben müsse, ist trügerisch. Die Soldaten der Südstaaten mussten einfach sparsamer mit ihrem Material
umgehen49. In Anbetracht der Verluste an Kugeln50 wurde
bald darauf verzichtet die Männer nach Befehl schießen zu lassen. Es war nämlich beobachtet worden, dass viele aus Trotz absichtlich
„hochhielten“51. Mit dieser Einsicht brach rechtzeitig zur Umstellung auf eine Wehrpflichtigenarmee der
Individualismus aus. Der Sinn der Gefechtslinie ist in waffentechnischer Hinsicht zunächst einmal der Einsatz von Salven. Des weiteren ist auch nur aus einer
Gefechtslinie ein Bajonetteinsatz denkbar. Während diese Waffe bei den Armeen Europas gerade eine zweite Blüte erlebte, verfing ihre Verwendung im
Sezessionskrieg logischerweise gar nicht52.
Das Bajonett wirkt im Nahkampf ganz übel auf den Gegner. Dazu ist es aber nötig in geschlossener Linie vorzugehen. Im Playmobil Floortop kann man sich auch
bei der Verteidigung gegen Reiter auf diese Waffe verlassen. Wenn allerdings die Truppen vereinzelt stehen, ist der Nahkampf möglichst zu vermeiden.
Der Sezessionskrieg war in erster Linie durch die schnelle Bewegung geprägt. Die Befehlshaber konnten sich allerdings nicht darauf verlassen, dass ihre
Soldaten selbstständig53 handeln54, wenn sie außer
Sicht des Gefechtsstands waren. Die oberste Maxime der Kriegsführung wurde somit immer wieder erfüllt. Für die Etappe ergab sich daraus die besondere
Herausforderung gleichzeitig wehrhaft und leicht beweglich zu sein. Zweierlei Hauptaufgaben hatte der Tross zu erfüllen. Zunächst einmal mussten die Geschütze
zur Front geschafft werden. Das war häufig gerade für den Süden schwierig, da die Truppe sich in beständiger Ausweichbewegung befand. Zum Zweiten nutzen
gerade die Generale der Konföderierten Planwagen55 für den Truppentransport, da sich oft dort eine mögliche
Front auftat, wo man den Norden56 gerade erwischte. Dieser hingegen verließ sich nicht auf Transportmittel.
Seine Infanterie war der des Südens an Mannstärke fünf zu eins überlegen. Die Generäle der Nordstaaten konnten also davon ausgehen, das sie immer genügend
Männer dort hatten, wo es zum Gefecht kommt.
Für die Blauen kommt es beim Playmobil Floortop nicht so darauf an, wo sich ihr Tross herumtreibt. Die an der Geschwindigkeit der Artillerie orientierte Bewegung
sollte auf dieser Seite maßgeblich sein. Die Grauen hingegen sollten darauf achten, das sie niemals ein Fuhrwerk ohne Passagiere losfahren lassen. Hier orientiert
sich die Aktionsgeschwindigkeit an der Kavallerie.
Die Strategie der Konföderierten brachte es mit sich, dass dem Tross im Gefecht eine besondere Bedeutung zukam. Ein zurückgelassenes Fuhrwerk konnte nicht
ersetzt werden, somit fiel in diesem Fall auch gleich ein Kontingent an Infanterie mit aus, welches die Bewegung nicht mitmachen konnte. Es wurden eigens Einheiten
für die Bewachung des Fuhrparks zusammengestellt, die in der Schlacht ausschließlich mit Schutzaufgaben beauftragt waren.
Der Fuhrpark der Südstaaten bildet im Playmobil Floortop eine schlagkräftige Truppe, die auch zum Aufbau einer vorgezogenen Frontlinie genutzt werden sollte.
Häufig entgeht es dem Befehlshaber des Fuhrparks, dass er den schnellsten und variabelsten Truppenteil führt. Für die Nordstaaten ist es angemessen, wenn sich
der Fuhrpark nahe der Kanonen aufhält, um Transportaufgaben wahrzunehmen. Da es dem Norden möglich ist den Frontverlauf zu bestimmen, hat der Tross dieser
Seite ein weitläufiges Hinterland zur Verfügung, in dem er Schutzmaßnahmen gegen Indianer und Mexikaner wahrnehmen kann.
Eine Einheit von Artilleristen wird als Batterie bezeichnet. Im Sezessionskrieg hatte diese eine Sollstärke von 70 Mann, sechs Geschützen und einem
Dutzend Fahrzeugen. Diese Besatzung konnte allerdings sehr selten aufgestellt werden. Zunächst einmal war ein Grundwissen in Mathematik Vorraussetzung,
um die ballistischen und chemischen Berechnungen durchführen57 zu können. Dann sollte ein Artillerist noch
ein gewisses Maß an Eigeninitiative haben, da er von der truppeninternen Befehlskette im Gefecht abgeschnitten war. Zum Dritten fanden nur die kaltblütigsten
Soldaten Zugang zu der Vorstellung sich bewusst zum Ziel der gegnerischen Kanonen zu machen. Das brachte es mit sich, das dieser Truppenteil von der Anzahl
der Soldaten her nur einen zehnten Teil der Gesamtstärke der Armee ausmachte58. In Amerika hatte es nie eine
Tradition in Bezug auf Artillerie gegeben, und die bewaffneten Konflikte der Vergangenheit hatten dies auch nicht erfordert.
Die speziellen historischen Gegebenheiten wird im Playmobil Floortop dadurch Rechnung getragen, das die Benutzung von Kanonen stark sanktioniert ist. Artilleristen
gibt es nur sehr wenige. Zum Selbstschutz sind sie ungenügend bewaffnet. Der Offizier dieses Truppenteils sollte immer verlangen von den Mitbefehlshabern mit
Schutz bedacht zu werden.
Eine Kanone feuerte auf eine Meile zielgenau. Der Eindruck der verheerenden Wirkung bewirkte, das Batterien des Gegners immer als Primärziele einer Reiterattacke
ausersehen wurden. Nur eine Batterie, die ihre Geschütze schnell in Stellung bringen konnte hatte bei der bevorstehenden Schlacht eine Überlebensmöglichkeit.
Zugunsten des Spielspasses ist beim Playmobil Floortop die Reichweite der Kanonen deutlich reduziert. Die Einsatzmöglichkeit dieser Waffe unterscheidet sich
bei Nord und Süd. Während die Blauen sich auf die relative Vielzahl ihrer Geschütze verlasen können, um eine Frontlinie zu markieren, ist es den Grauen möglich
wegen des guten Fuhrparks die Kanonen verstreut einzusetzen.
Für den erfolgreichen Einsatz der Reiterei hatte die Armee der Vereinigten Staaten keine einschlägigen Erfahrungswerte. Man hatte ja bisher auch ohne
diese Kostspieligkeit immer gewonnen. Die Briten waren im Unabhängigkeitskrieg mit leichten Reitern59 über
Land gezogen, hatten aber mit diesen keine Erfolge in der Auseinandersetzung60 erzielen können. Die Vereinigten
Staaten benötigten Reiter bis 1860 lediglich zur Disziplinierung von Indianern und marodierenden Mexikanern. Bei der Aufspaltung der Armee gingen 17 von 25
Kavalleriegenerälen zu den Konföderierten über61. Sie brachten eine Vorstellung von einer alternativen
Einsetzbarkeit62 der berittenen Truppen mit in die Südstaatenarmee. Die Möglichkeit sich von den Farmen
des Südens zu versorgen brachte nicht nur eine erleichterte Remonte63 mit sich, sondern versorgte die
Konföderierten auch mit bereits ausgebildeten64 Reitern. Während sich der Norden gerne ohne Flankenschutz
und Aufklärung durchs Gelände bewegte, konnten viele der Siege des Südens durch den Einsatz seiner schnellen und unabhängig agierenden Kavalleristen
vorbereitet werden65.
Im Playmobil Floortop ist die Kavallerie der Blauen der Grauen gegenüber zahlenmäßig deutlich unterlegen. Für beide gilt jedoch, das sie sich möglichst nicht
geschlossen bewegen soll. Für den Befehlshaber der Südstaatenkavallerie lohnt es sich, seine Truppe gegen Batterien oder Nachschub einzusetzen. Der Norden
sollte sich eher auf die Möglichkeit verlassen, die blauen Reiter als sehr mobile Infanterie zu verwenden.
Die klassische Bewaffnung eines schweren Reiters besteht aus einer kurzen Handfeuerwaffe und einem Säbel oder Spieß. Bei den Reitern der europäischen Armeen
kam es im Nahkampf darauf an, den Säbel von oben gegen Kopf und Schultern des Gegners zu führen. Von daher waren die Steigbügel dieses Truppenteils relativ
verkürzt. Die amerikanischen Reiter hatten die Steigbügel aufgrund der Bequemlichkeit auf langen Ritten sehr tief hängen. Das brachte es mit sich, das die Kavallerie
beim Nahkampf gegen Infanterie dieser gegenüber unterlegen war. Das gab im Norden den Ausschlag für die Aufstellung einer
Ulanentruppe66, die speziell für das Auseinandertreiben geschlossen
stehender67 Infanterieeinheiten eingerichtet wurde.
Der Befehlshaber der blauen Kavallerie kann sich entscheiden seine kleine Truppe Ulanen absitzen zu lassen. Als einzige berittene Einheit haben diese nämlich
Gewehre am Pferd. Die Grauen sollten sich ganz entsprechend der Glorie immer mit blanken Säbel auf den Gegner stürzen. Aufgrund der Beweglichkeit des
Fuhrparks beinhaltet die Kavallerie für den Süden die Möglichkeit den Frontverlauf zu bestimmen, wenn beide Truppenteile zusammen agieren.
Die Grauen sind den Blauen an Anzahl deutlich unterlegen. Dieses bedingt eine zunächst einmal offensichtliche Unausgewogenheit zu Beginn des Spiels. Gleichzeitig sind die Truppenteile auch noch unterschiedlich besetzt. Beim Playmobil68 Floortop kommt es nicht darauf an eine anfängliche Gleichheit nach und nach in einen Vorteil umzuwandeln, sondern, ähnlich der Vorgehensweise im bewaffneten Konflikt, die eigenen Stärken auszunutzen, und gleichzeitig den Schwächen in solche zu verwandeln. Zunächst einmal wirkt es so, als ob die Befehlshaber der Grauen damit mehr zu tun hätten, doch bei einer schnellen Gegenüberstellung gleicht sich das Bild aus69.
Die blaue Infanterie ist ungefähr um ein Viertel zahlreicher, doch der Süden hat aufgrund der längeren Reichweite der Waffen sowohl in der offenen
Feldschlacht, als auch bei einer Verschanzung die Initiative.
Die Befehlshaber der Blauen haben zwar mehr Batterien zur Verfügung, doch das Verhältnis zwischen Artilleristen und Kanonen ist auf grauer Seite vorteilhafter.
Der Fuhrpark der Grauen ist zwar deutlich größer, aber von der Anzahl der Männchen schlechter besetzt.
Die blaue Kavallerie ist relativ klein, aber im Gegensatz zu der des Südens vielseitiger bewaffnet.
Es besteht also nicht nur eine offensichtliche, sondern auch eine gewollte Ungleichheit in der Ausstattung der Truppen.
Ich hoffe daraus ergibt sich jedes Mal wieder die Gelegenheit für viele schöne Überraschungen.